Universalbohrwerk Marke »Favorit Bohrwerk-Union« aus den 193oer-Jahren

Es handelt sich hier um ein Bearbeitungszentrum. Hier können übergroße, überschwere und unsymmetrische Werkstücke, deren Bearbeitung auf herkömmlichen Bohr- und Drehmaschinen nicht mehr möglich ist, gebohrt und gefräst werden. So ist beispielsweise die Bearbeitung von Werkstücken von ungefähr einem Kubikmeter Rauminhalt und einer Tonne Gewicht durchaus möglich. Allein der Verfahrweg des Werkstücktisches auf dem Maschinengestell beträgt fast 2,5 Meter. Bei der Positionierung des Werkstückes hilft ein über der Maschine befindlicher Werkstückkran, welcher auf einem Laufgestell montiert ist, das aus Eisenträgerteilen zusammengeschweißt ist, welches wiederum in tragenden Deckenteilen der Halle läuft. 

Das Bohrwerk stammt aus dem süddeutschen Raum, innerhalb der nach dem Zweiten Weltkrieg existierenden französischen Besatzungszone, jedoch außerhalb des Saarlandes. Die Maschine wurde 1945 von den Franzosen im Zuge von Reparationsansprüchen als Beutegut demontiert und nach Woippy bei Metz in Lothringen verbracht, um anschließend auf einem Sammelplatz versteigert zu werden. Auch den unter französischer Verwaltung stehenden Saarländern stand das Steigerungsrecht zu. 

Philipp Herzog erwarb dieses Bohrwerk um 1947 auf diesem Weg, um sich mit dieser vielseitigen und seltenen Maschine einen Wettbewerbsvorteil in Neunkirchen zu verschaffen, da besonders solche Maschinen für Sonderarbeiten gefragt waren. 

Die Überführung dieser Spezialmaschine erfolgte auf einem ehemaligen Wehrmachts-Holzvergaser-LKW (Motor aus Benzinspargründen betrieben mit Holzkohlengas) und stellte aufgrund der schwachen Leistung dieser Art von Fahrzeugen, des Gewichtes der Maschine und aufgrund der hügeligen Lage Neunkirchens einen gewissen logistischen Anspruch dar. 

Die Maschine besitzt zwei antreibbare Tischachsen, einen Höhenvorschub der Bohrwerkzeughalterung und eine ausfahrbare Werkzeugachse, Von diesen vier antreibbaren Achsen können drei gleichzeitig angetrieben werden, wodurch das Abfahren von Schrägen und ähnlichem möglich wird. Dadurch wird klar, dass es sich bei dieser Maschine um ein hochentwickeltes (und dennoch rein mechanisches) Spezialgerät handelt. In späteren Jahrzehnten wurden auf dieser Maschine besonders viele Schrämwalzen (Bohrköpfe zur Aufnahme von Schneidwerkzeugen zum Abbau von Kohle) für den örtlichen Bergbau im Auftrag der ortsansässigen Fachfirma Krummenauer als Auslagerungsauftragsarbeit ausgebohrt. 

 

David Gustav Diehl gründete im Jahre 1852 die Werkzeugmaschinenfabrik Diehl in Chemnitz, welche 1872 in die UNION AG umgewandelt wird. 1875 stellt man das erste Bohrwerk her, 1936 erfolgt eine Fusion mit dem Konkurrenten Wetzel zur Wetzel-UNION. 

Nach DDR-Eingliederung in ein Kombinat wird 1996 die Neue UNION gegründet, welche 2o11 von der Herkules-Gruppe übernommen wird. Bis heute ist das Unteimehmen eine Fachfirma für den Bereich Bohrwerksbau.